Australien. Ein Land auf der anderen Seite der Welt. 15030
Kilometer von hier entfernt.
Und genau dort werde ich ab Juli drei Monate leben. Ich
werde keinen Urlaub machen, sondern das australische Leben kennenlernen, in dem
ich in einer Gastfamilie lebe, zur Schule gehe und alles mache, was Australier
auch machen. Aber zuerst sollte ich mal
erzählen, wie es überhaupt dazu kommen konnte:
Den Wunsch für eine längere Zeit ins Ausland zu gehen habe
ich schon sehr lange. Bis vor ein paar Wochen war es aber mehr ein gedankliches
Luftschloss, als alles andere. Noch vor sechs Wochen hätte ich mir in meinen
wildesten Träumen nicht vorstellen können am 02.Juli in diesem Jahr in ein
Flugzeug mit dem Ziel Australien zu steigen. Und doch werde ich genau das tun
und das in weniger als sechs Wochen. Meine Herzfrequenz steigt schon, wenn ich
nur daran denke. Aber von vorne:
Der ursprüngliche Plan, und damit der erste Schritt ins
Ausland, war die Möglichkeit über die Schule ein Stipendium zu bekommen, mit
dem ich für mindestens drei Monate nach Frankreich gehen könnte. Natürlich war ich sofort begeistert, als meine
Französischlehrerin davon erzählt hat und zusammen mit zwei anderen Mädchen aus
meiner Jahrgangsstufe schmiedete ich schon Pläne. Zunächst schien mein großer
Traum vom Ausland wirklich in Erfüllung zu gehen und ich freute mich schon
unendlich auf Frankreich. Nach den Osterferien sollten wir dann unsere
Bewerbungsunterlagen für das Stipendium einreichen und zuerst hatte ich mir die
Unterlagen auch aus dem Internet gesucht, sie ausgedruckt und zusammen mit
meinen Eltern ausgefüllt. Mit der Zeit überkam mich, aber vor allem auch meine
Eltern, das Gefühl der Unsicherheit. Es gab keinen wirklichen Ansprechpartner
an den man sich bei Fragen und Problemen hätte wenden können, auch wenn meine
Französischlehrerin sehr bemüht gewesen ist und nicht nur einmal mit meiner Mama
am Telefon gesprochen hat. Die ganze Frankreichsache war einfach zu
unorganisiert, als das meine Eltern und ich uns darauf eingelassen hätten. Dazu kam, dass ich vor den Herbstferien ein
zweiwöchiges Betriebspraktikum absolvieren muss, das ich auf gar keinen Fall
verschieben möchte und genau dieses Praktikum wäre mir zeittechnisch auch in
die Quere gekommen, weil ich höchstwahrscheinlich zu dieser Zeit in Frankreich
gewesen wäre. All diese Faktoren führten dazu, dass ich mich gegen das
Stipendium und gegen Frankreich entschieden habe.
Aber natürlich war ich enttäuscht. Ich hatte mich darauf
gefreut nach Frankreich zu gehen und das war dann ja hinfällig. Ich bekam den
Gedanken aber nicht mehr aus dem Kopf: Ich wollte ins Ausland! Also sprach ich
mit meinen Eltern darüber und sie sagten mir, dass sie darüber nachdenken
müssten. Super, nachdenken war kein NEIN. Meine Mama und ich informierten uns
im Internet und auch schon am Telefon über einige Organisationen, die solche
Programme organisieren. Eigentlich war
schnell klar, dass wenn ich gehen sollte, dass wir die Organisation GLS wählen
würden. Die nächste Frage war dann natürlich: Wo soll es denn hingehen??
Nach kurzem Überlegen war für mich schnell klar, dass
es entweder Neuseeland, Australien oder
Südafrika sein sollte. Denn preistechnisch macht es kaum einen Unterschied ob
ich jetzt nach Dänemark, Malta, Frankreich oder eben in eines meiner
Traumländer fahre. Südafrika wurde kategorisch von meinen Eltern abgelehnt, was
auch vollkommen okay für mich war, da ich ihre Ängste in Bezug auf dieses Land
vollkommen verstehen kann. Womit wir nur noch zwischen Australien oder
Neuseeland standen. Die Entscheidung wurde dann aber sehr pragmatisch getroffen,
da ich es anders wahrscheinlich nicht hätte entscheiden können: Der
neuseeländische Schulterm beginnt etwas später als der in Australien, womit
Neuseeland ausschied; ihr erinnert euch an mein Betriebspraktikum im Herbst…
Australien. Australien. Australien. Tagelang hatte ich
nichts anderes mehr im Kopf. Und meine Eltern zermarterten sich die Birne, ob
es vernünftig sein würde mich für drei Monate weg zu schicken. Alle Vor- und
Nachteile wurden miteinander abgewogen und ich bin sicher, dass es meinen
Eltern, besonders meinem Papa, der wirklich mit sich und seinen Sorgen um mich,
seine kleine große Tochter gekämpft hat, nicht leicht gefallen ist, sich für
den Schulterm in Australien zu entscheiden.
Ich füllte ein ellenlanges Bewerbungsformular der
Organisation aus; es hatte an die 25 Seiten und kostete mich zwei komplette
Abende. Aber das war es wert. Mein Vater
kopierte meine Zeugnisse, Fotos von meiner Familie und schließlich noch mal die
komplette Bewerbungsmappe. Mittwoch hatte ich angefangen die Unterlagen zu
bearbeiten, Donnerstag war ich um 22:30 fertig und Freitag hatte ich in
Essen-Rüttscheid in einer Sprachschule einen Termin zum
Bewerbungsgespräch/Interview. Der Mann, der mit mir das Gespräch, wohlbemerkt
auf Englisch, geführt hat, war unglaublich nett, hat mir zugehört und hat mir
von der ersten Sekunde an, das Gefühl gegeben, dass ich überhaupt nicht
aufgeregt zu sein brauche. Und so konnte ich seine Fragen beantworten und von
mir erzählen ohne irgendwelche Hemmungen. Am Ende konnte ich sogar sagen, dass
mir das Gespräch wirklich Spaß gemacht hat.
In dieser Woche beantragte ich auch noch einen Reisepass,
natürlich Express, weil es sonst zu lange gedauert hätte, um mein Visum zu
beantragen.
Am Montag darauf rief meine Betreuerin von GLS bei uns an
und lobte mich für mein Interview und schickte uns die Vertragsunterlagen. Dann
ging alles ganz schnell. Im Laufe der letzten Woche unterschrieben wir den
Vertrag und kämpften uns durch die Visumsunterlagen (Ich hatte geglaubt, die
Bewerbungsmappe war sehr lang. Ich erkannte, dass ich mich geirrt habe, als ich
mich an die Visumsformulare machte.
Heute ist Dienstag, es ist wieder eine Woche später und mein
Visum ist schon in Bearbeitung und wir können nichts anderes mehr tun, als zu
warten was als nächstes passiert. Ich kann gar nicht beschreiben, wie aufregend
das alles ist und ehrlich gesagt fühlt es sich auch noch echt unwirklich an. Ich
habe noch nicht komplett begriffen, dass ich in sechs Wochen um diese Zeit
wahrscheinlich irgendwo über Asien bin. Krass…
Jetzt wisst ihr, wie es dazu kommen konnte, dass es diesen
Blog gibt. Meine Beweggründe sind recht einfach: Ich möchte meine Familie,
meine Freunde und auch andere interessierte Menschen darüber informieren, was
ich so in Australien erleben werde und wie es mir dort geht. Von nun an werdet
ihr immer hier erfahren, wenn es etwas Neues gibt.
Liebe Grüße Jojo
Ach mir kommen jetzt schon die Traenen!Du hast es soo genau beschrieben!
AntwortenLöschenDeine Mama
Na dann erwarte ich Berichte von Kangaroos, Wombats und Bretterbuden ;-)
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